Familiensoziologie

Familiensoziologie
Famili|ensoziologie,
 
spezielle Soziologie, die nach dem Zusammenhang von Familienformen, familialen Rollen und der allgemeinen Gesellschaftsentwicklung fragt und die Familie als kleinste Einheit des Verwandtschaftssystems und als häufigste soziale Gruppe untersucht. Entsprechend der Bedeutung der Familie für Individuum und Gesellschaft ist die Familiensoziologie äußerst komplex; sie umfasst Fragen nach der familialen Sozialisation ebenso wie die nach den Wechselwirkungen zwischen Familien- und Arbeitswelt und dem familialen Freizeitverhalten.
 
Die Familiensoziologie gehört zu den ältesten speziellen Soziologien; ihre Entwicklung seit Mitte des 19. Jahrhunderts (W. H. von Riehl, Frédéric LePlay [* 1806, ✝ 1882]) hat zur Verselbstständigung der Soziologie beigetragen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte die Familiensoziologie in der Bundesrepublik Deutschland einen raschen Aufschwung (R. König, H. Schelsky, G. Wurzbacher). Hierbei wurde die Stabilität der Familie im beschleunigten sozialen, kulturellen und politischen Wandel ebenso untersucht wie ihr Wandel von einer patriarchalen, auf die alltägliche Sicherung der Lebensgrundlage gerichteten zu einer mehr partnerschaftlichen Institution, die zunehmend für die persönliche Entfaltung ihrer Mitglieder Sorge trägt. Strittig blieben die Thesen vom Funktionsverlust oder Funktionswandel der Familie, weil dem Verlust bestimmter Funktionen (berufliche Sozialisation der Kinder; Alten- und Krankenbetreuung; Altersvorsorge; Eigenproduktion für den Haushalt u. a.) neue Aufgaben gegenüberstehen. Die gewachsenen Anforderungen an die Bildung und Ausbildung und die längere Verweildauer der Kinder und Jugendlichen in der Familie, die veränderten Anforderungen des Arbeitsmarktes, die gewandelte Rolle der Frau in der Gesellschaft, der Glücksanspruch an Partnerschaft und Familie u. a. haben dazu geführt, dass der Wandel auch die familialen Strukturen selbst erfasst hat.
 
 
H. Schelsky: Wandlungen der dt. Familie in der Gegenwart (51967);
 G. Schwägler: Soziologie der Familie. Ursprung u. Entwicklung (21975);
 R. König: Soziologie der Familie, in: Hb. der empir. Sozialforschung, hg. v. R. König: , Bd. 7 (21976);
 
Einf. in die F., hg. v. Familiensoziologie Filser (1978);
 
Hb. der Familien- u. Jugendforschung, hg. v. M. Markefka u. R. Nave-Herz, 2 Bde. (1989).

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Fa|mi|li|en|so|zi|o|lo|gie, die: Teilbereich der Soziologie, der sich mit der ↑Familie (1 a) als sozialer Gruppe befasst.

Universal-Lexikon. 2012.

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